Kunst Meran – Dorfgespräch Villnöss

Kunst Meran die Vierte. Man könnte meinen, wir wollen dort einziehen. Nein, so ist es nicht. Uns gefällt nur ganz einfach, die Art und Weise, wie Kunst Meran seine Projekte plant und umsetzt. Außerdem geht es diesmal einmal mehr nicht ins Museum nach Meran, sondern auf Entdeckungsreise in Südtirol.

Und so machen wir uns an diesem Samstag bei fantastischem Herbstwetter – Sonne satt und noch immer ist Südtirol recht farbenfroh – auf den Weg von Kaltern nach St. Magdalena im Villnöss. Beide sind wir noch nicht wirklich in diesem äußerst fotogenen Tal – immerhin ist das Ensemble der Kirche St. Magdalena mit den Geislerspitzen im Hintergrund das meistpublizierte Motiv von Südtirol – gewesen und sind deshalb dementsprechend gespannt, was uns erwartet. Um 12:15 Uhr vor dem Möbel Ambach auf dem Parkplatz der großen Kalterer Kellereien gestartet, ist uns das Verkehrsaufkommen hold und wir stehen kaum eine Stunde später vor dem Naturparkhaus Puez-Geisler in St. Magdalena.

Schon von hier aus ist der Blick auf die Geislergruppe fantastisch. Mal sehen was noch kommt.

Langsam trudeln weitere Interessierte ein, wirklich voll scheint es aber leider nicht zu werden. Doch wenige Minuten nach dem geplanten Start um 13:30 Uhr löst sich diese Befürchtung in Luft auf und es zeigt sich: der bereitstehende Shuttle-Bus müsste wohl 2, vielleicht sogar 3 Mal zum Oberhof hinauf fahren. Also wird die Gruppe geteilt und wir beide können uns diese Gelegenheit zu einer klitzekleinen ersten Villnößertal Herbstwanderung natürlich unmöglich entgehen lassen. Teils über den alten Bergbauernweg, teils über Nordic Walking Pfade geht es ziemlich steil hinauf, wo der Rest der Gruppe bereits auf uns wartet.

Das macht mir aber gar nichts aus. Die uns genau gegenüberliegenden Geislerspitzen müssen selbstverständlich erst gebührend fotografisch geehrt werden. Nee, ist das schön. Weiß nicht, wie oft ich das nun schon zu meiner Begleiterin gesagt habe.

Oben angekommen folgt gleich nach den ersten einleitenden Worten der Architektin Susanne Waiz, die als Kuratorin der Ausstellung „Der nicht mehr gebrauchte Stall“ unterstützt vom Präsident von Kunst Meran, kurz das Anliegen der Ausstellung und der damit verbundenen Dorfgespräche erklärt, eine recht heftige Diskussion zum Thema Bäuerliche Architektur und die Gefahren der Spekulation. Erste Anmerkungen zum Tourismuskonzept des Villnößertales wecken das Interesse des einstigen Marketingstudenten in mir, dazu gibt’s später hoffentlich noch mehr.

Über den Gipfel des Naturpark Puez Geisler neigt sich Sonne. Hier am Oberhof aber gibt es noch ein angenehm warmes Licht für, ich weiß nicht wie viele, weitere Fotos der Geislerspitzen. Beim Abstieg zum Naturparkhaus, wo das anschließende Dorfgespräch stattfinden wird, bin ich deshalb diesmal auch eher schweigsam.

Der Saal der Mehrzweckhalle der Grundschule von St. Magdalena ist gut gefüllt als neben dem Villnösser Bürgermeister der Villnößer Wirt Oskar Messner, die Landesreferentin und Vizelandesbäuerin Helga Fischnaller, Hofbesitzer Erwin Reifer und die Architekten Susanne Waiz, Bruno Spagolla und Margot Wittig auf dem Podium Platz nehmen. Moderatorin Evi Keifl führt geschickt durch die erwartungsgemäß nicht ganz konfliktfreie Diskussionsrunde rund um die „Toten Seelen“ und die Folgen der Raumordnung für Täler wie das stark landwirtschaftlich geprägte Vilnöss. Und auch mein Wunsch, mehr über das neue Tourismuskonzept des Villnöss zu erfahren, wird erfüllt.

Und das dann sogar noch ganz praktisch beim abschließenden Umtrunk. Teil des Tourismuskonzeptes, dass verstärkt auf die Ressourcen des Tales schaut und diese auch schützen möchte, ist nämlich die intensive Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus, zwischen Bauernhof und Hotel. So wurde zum Beispiel die Zucht der einst im Villnöss verbreiteten Villnößer Brillenschafe wieder aufgenommen. Diese sollen künftig nicht nur das Auge durch ihre Anwesenheit auf den Villnößer Weidegründen erfreuen, sondern auch kulinarische Zeichen setzen, wie uns Oskar Messner mit seinen Kaminwurzen und hervorragendem Käse beweist.

Alles in allem ein Ausflug, der nicht hinsichtlich des Wissensgewinnes ein Erfolg gewesen ist, sondern der auch eines ganz klar macht: Weitere Besuche in diesem Tal, dessen besondere Stärke mir die Ausgewogenheit zwischen den Bedürfnissen von Mensch und Natur, von Bauer und Unternehmer zu sein scheint, gehören zum absoluten Pflichtprogramm für das kommende Jahr. Das Villnöss hat uns mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen.

Herbstimpressionen der Geislergruppe

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